Eine selbstbestimmte Zukunft ist möglich.

Wie Deutschland und Europa ihre Handlungsfähigkeit in der Digitalisierung wiedererlangen.

Die Digitale Transformation ist für Deutschland immer noch eine ungreifbare Macht, die wie eine Naturgewalt über uns hinweg fegt. Dementsprechend reagieren wir, wie Menschen, die sich in dem Auge eines Wirbelsturm befinden. Gefühlt sagt uns die gesamte Umgebung, dass wir uns ausschließlich auf den nächsten Schritt konzentrieren müssen. Wir wollen nicht über den Ursprung des Sturms lernen. Wir wollen auch nicht wissen wohin der Sturm weiterziehen wird. Wir wollen uns nur vor diesem Sturm selbst retten. Das Problem daran ist, dass es nicht ein Sturm ist. Wir befinden uns, sowohl klimatisch als auch technologisch, vor substantiellen Veränderungen. Während wir uns auf diesen Sturm konzentrieren, zieht der nächste schon auf.

„Das Internet ist für uns alle Neuland.“

– Angela Merkel, Juni 2013

„Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung und das bedeutet, alles was digitalisierbar ist, wird auch digitalisiert werden.“

– Angela Merkel, Dezember 2018

Die beiden Zitate von Angela Merkel sind eine beeindruckende Evolution nach allen Belangen.

Nicht weil das aktuelle Zitat falsch ist, sondern weil es fatalistisch ist und die Menschen, die sich motiviert fühlen sollen eine Zukunft für Deutschland zu gestalten, eher in eine Schockstarre versetzt werden, als die erhoffte Bewegung herbei zu führen.

Was wir jedoch brauchen ist ein tiefgehendes Verständnis für den Ursprung der aktuellen, technologischen Entwicklungen und die Fähigkeit uns — mithilfe dieser Entwicklungen — wünschenswerte Zukünfte zu gestalten. Nur dann können wir uns eigene Gestaltungsräume aufbauen.

Selbstbestimmte Handlungsfähigkeit

Bei Third Wave helfen wir unseren Kunden nicht von eben jenem Digital-Fatalismus überrollt zu werden. Der Fokus unserer Arbeit ist, was im Englischen so passend mit dem Wort “agency” umschrieben wird. Ins Deutsche übersetzen wir es als selbstbestimmte Handlungsfähigkeit. Wir helfen unseren Kunden diese (zurück) zu erlangen. Dafür bedarf es einer Definition, was Digitalisierung ist und welche Rolle die eigene Organisation darin spielen kann. Die Frage ist: Welche gemeinsame Zukunft ist erstrebenswert?

Dass die Digitalisierung nicht aufzuhalten ist, bestreite ich nicht. Das müssen wir auch in dem Kontext gar nicht. Auch innerhalb von Megatrends lassen sich eigene Narrativen entwickeln. Was sind die Motivationen und Treiber der Menschen, die derzeit die Entwicklung von Digitalisierung anführen? Ist Künstliche Intelligenz wirklich die logische Schlussfolgerung aus einer, immer weiter vernetzten Welt? Es ist sehr hilfreich dafür zu verstehen, woher das Bedürfnis nach der Entwicklung von KI kommt (Mary Shelleys „Frankenstein“ ist eine sehr nützliche Lektüre in diesem Kontext). Was wären Kontexte in denen wir uns wünschen würden, dass alles was digitalisiert werden kann auch digitalisiert wird? Und welche Kontexte wären durch den Einsatz von KI besser? Welche KI-Entwicklungen würden uns stören oder die Fähigkeiten der modernen Demokratie einschränken?

Weder die Digitalisierung noch die Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen sind unberechenbare Naturgewalten. Sie sind eine Kulmination von Jahrhunderten an Forschung, dem menschlichen Drang immer weiter seine eigenen Grenzen zu erweitern und auch Einflüssen von Kapital. Hinter jeder Technologie und jedem Markt, sind Menschen mit komplexen Motivationen und Bedürfnissen. Diese Menschen zu tatsächlich zu verstehen ist ein wichtiger Schritt, der in den meisten Fällen übergangen wird, wenn es um die akkurate Beschreibung unserer Gegenwart geht.

Unbestritten ist, dass wir nun schnell handeln müssen und sehr viele Ressourcen aufwenden, um uns von dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit zu lösen. Doch wie die Ulmer Hip-Hop Legenden von Kinderzimmer Productions schon gesagt haben: Das Gegenteil von Gut ist gut gemeint. Will heißen: Heute ein ‘Digitalisierungs-Lebenszeichen’ in Form eines entsprechenden Leuchtturmprojektes zu zeigen, wirkt wie ein sinnvoller Schritt, täuscht aber oft nur kurzzeitig darüber hinweg, dass es auch danach kein tiefgründiges Verständnis über den Sachverhalt gibt. Vielmehr speist die Scharade eine bereits tief sitzende Sorge, dass die Zukunft jemand anderem gehört, dass der Gestaltungsraum in dem wir agieren nicht unserer ist.

Die deutsche oder europäische Antwort muss demnach nicht nur Reaktion auf die Handlungen von anderen Akteuren sein. Vielmehr sollte sie eine relevante und souveräne Vision formulieren. Der sich daraus ergebende Gestaltungsraum ist nicht frei von Technologie. Es ist nicht die Ablehnung der Technologie, sondern die strategische, konstruktive Anwendung von Technologien basierend auf den tatsächlichen Bedürfnissen von Kunden und Bürgern.

Andere Zukünfte sind möglich

Hier ein paar Szenarien als Gedankenanstoß:

• Was wäre, wenn wir Künstliche Intelligenz als ein Unterstützungs- und nicht als ein Verdrängungssystem von Arbeitsplätzen designen würden?
• Was wäre, wenn wir den gesamten Regierungsapparat entsprechend den Bedürfnissen der Bürger digitalisieren würden anstatt nur bestehende Strukturen in Onlineformulare zu übertragen?
• Was wäre, wenn wir nicht nur über Technologie sprechen und stattdessen uns Zukünfte vorstellen, die sich mit Hilfe von Technologie besser verwirklichen lassen?

Fatalismus von der Bundeskanzlerin ist da wenig hilfreich. Veränderung ist eine Konstante aber sie ist kein Selbstzweck. Genauso wenig wie Geschwindigkeit. Schnell einen undurchdachten Digitalisierungsprozess anzustoßen, damit es so aussieht, als ob etwas passiert, führt auch nicht zu den gewünschten Lerneffekten. Agile Prozesse funktionieren nur dann, wenn sie sich in einen übergeordneten Kontext und Mission der Unternehmung wieder eingliedern können.

Wir bieten dazu Workshops, Seminare und Coaching für Sie und Ihr Team an. Sie können mich entweder über unsere Webseite kontaktieren oder mich direkt auf LinkedIn anschreiben.